März 2020
Aktuelle Erkenntnisse des Thinktanks zu Staplerantrieben
Veronica Grasso von Hyster Europe verrät aktuelle Erkenntnisse des unternehmenseigenen Technologie-Thinktanks zu Antriebsoptionen für Stapler. Sie gibt an, dass es keine universelle Lösung gibt, und liefert überzeugende Gründe dafür, weshalb einige Optionen sich besser für manche Industrieanwendungen eignen als andere.
Wann Stapler mit Lithium-Ionen-Batterie die richtige Wahl sind
Lithium-Ionen-Batterien entwickeln sich zu einer beliebten Antriebsoption für Stapler. Das gilt besonders für die Lebensmittelindustrie, wo Stapler meistens in Innenbereichen eingesetzt werden und Verunreinigungen vermieden werden müssen. Lithium-Ionen-Batterien enthalten keine Säure, die auslaufen könnte, und sie erzeugen keine Dämpfe. Bleisäurebatterien hingegen können Wasserstoff und andere Gase erzeugen, die in den Reinraumbereichen für die Lebensmittelherstellung und -lagerung unerwünscht sind.
Da Ausgleichsladung, Bewässerung und Reinigung entfallen, ist der Wartungsaufwand bei Lithium-Ionen-Batterien nicht so groß wie bei den Bleisäurebatterien. Der reduzierte Wartungsaufwand trägt dazu bei, Kosten zu senken und die Zuverlässigkeit der Batterielebensdauer zu verbessern, was in der hektischen Industrie der Lebensmittelherstellung und -lagerung äußerst wichtig ist.
Ein bedeutender Vorteil von Lithium-Ionen-Batterien ist die Möglichkeit, sie während geplanter Unterbrechungen oder Pausen zwischenzuladen. Dieser „Nachlade“-Ansatz vereinfacht die Betriebsabläufe, da statt zwei Batterien nur eine benötigt wird. Zudem sind Lithium-Ionen-Batterien bei richtiger Anwendung oft kostengünstiger und sorgen nach nur wenigen Jahren für eine Senkung der Gesamtbatteriekosten.
Aufgrund der guten Verfügbarkeit und der erschwinglichen Preise dürften Antriebsoptionen mit Lithium-Ionen-Batterie bei immer mehr Anwendungen zum Einsatz kommen. Besonders attraktiv ist diese Option für neue Standorte, da kein spezieller Ladebereich gebaut werden muss und so deutlich Platz gespart wird.
In Bezug auf die Infrastruktur gibt es jedoch einige Punkte zu bedenken, die manche Unternehmen abschrecken werden. An älteren Standorten muss zum Beispiel möglicherweise die Verkabelung geändert werden, um die Infrastruktur und die Kapazitäten für den Strombedarf und die Ladebereiche zu schaffen. Ein weiterer Aspekt ist die Belastung des Stromnetzes. Bleisäurebatterien laden langsam über einen längeren Zeitraum, während Lithium-Ionen-Batterien schnell laden und mehr Energie benötigen. Die Infrastruktur muss diesen Anforderungen gerecht werden.
Warum Bleisäurebatterien für viele noch immer die beste Lösung sind
Elektrostapler mit Bleisäurebatterien gelten häufig noch immer als beste Wahl für den Logistikbetrieb in Innenbereichen, zum Beispiel in der Palettenlogistik. Die Betriebe profitieren von Effizienz und Leistung, die mit Treibgas- beziehungsweise Dieselalternativen vergleichbar sind und mit potenziell niedrigeren Betriebskosten einhergehen.
Dies trifft in der Regel auf Anwendungen im Mehrschichtbetrieb zu, wo die Batterien der Stapler ganz einfach zwischen den Schichten gewechselt werden können, ohne dass regelmäßiges Zwischenladen erforderlich ist. Bei diesen Anwendungen wird jedoch Platz für einen Ladebereich benötigt. Und um Stillstandzeiten zu vermeiden, müssen genaue Ladeprozesse für die Batterien definiert werden, damit der Betrieb zuverlässig am Laufen bleibt. Zudem ist ein Plan für wöchentliche Wartungen und Ausgleichsladungen erforderlich.
48-Volt-Stapler mit 1,6 bis 2 Tonnen Tragfähigkeit oder 80-Volt-Stapler mit 2,5 Tonnen Tragfähigkeit, wie aus der Hyster® J-Serie, kommen häufig in der Palettenlogistik und beim Logistikbetrieb in Innenbereichen zum Einsatz. Durch verschiedene, anwendungsabhängige Optionen lässt sich der Batteriewechsel zudem beschleunigen und vereinfachen.
Warum Treibgasstapler eine starke Wahl sind
In der heutigen Getränkeindustrie werden Stapler in der Regel für mehrere Zwecke eingesetzt, zum Beispiel für das Handling von Produkten aus der Abfüllanlage oder dem Lager und für den Transport. Die Stapler müssen flexibel und zu jeder Zeit während langer, hektischer Schichten verfügbar sein, besonders während der hohen Nachfrage im Sommer. Solche arbeitsintensiven Betriebe, bei denen es in der Regel Fuhrparks mit zehn bis zwölf Staplern gibt, können sich keine Produktivitätseinbußen bei einem Stapler leisten.
Hier sind Treibgasstapler besonders gut geeignet. Dank des hohen Energiegehalts jeder Gasflasche arbeitet der Stapler während der gesamten Schicht mit voller Leistung, bis die Flasche leer ist. Die Flasche lässt sich in nur wenigen Minuten austauschen. Batterien hingegen müssen gewechselt oder geladen werden, erfordern folglich strengere Prozesse und benötigen Platz für Ladebereiche.
Für die Getränkeindustrie ist Treibgas zudem ein „sauberer“ Kraftstoff mit nur wenig Ausstoß von Ruß oder Feststoffteilchen. Somit eignet es sich für den Einsatz in Innenbereichen und Trailern. Treibgas hat den Vorteil, nicht durch warme Temperaturen beeinträchtigt zu werden. Im Gegensatz zu Batterien, die bei den intensiven Belastungen während der Sommerzeit und den hohen Temperaturen auf dem Gelände heiß werden und an Leistung einbüßen.
Getränke sind meist mit einem Gewicht von etwa einer Tonne palettiert, für deren Transport Mehrfachpalettengabeln verwendet werden, die zwei, vier oder sechs Paletten händeln. Dies erfordert zu jeder Zeit volle Leistung, ein gutes Ansprechverhalten und Geschwindigkeit. Dafür empfiehlt Hyster Europe normalerweise einen Stapler mit 3 bis 3,5 Tonnen Tragfähigkeit aus der Fortens®-Produktreihe.
Wo Dieselstapler im Vorteil sind
Typische Anwendungen im Außenbereich wie Baustofflager und Einzelhandel zeigen, dass Dieselstapler bei jedem Wetter zu Höchstleistungen auflaufen. Die Fahrer können die Stapler während einer Schicht massiv beanspruchen, über Nacht draußen stehen lassen und am nächsten Tag bei Regen, Schnee oder Sonne weiterarbeiten.
Elektrostapler eignen sich wegen der Infrastruktur- und Prozessanforderungen weniger gut für diese Anwendungen. Dieselstapler bieten hingegen lange Betriebszeiten und niedrige Betriebskosten. Zudem ist der Kraftstoff leicht verfügbar und kostengünstig. Der Hyster® H2.5XT ist für diesen Alltagseinsatz konzipiert mit dem Vorteil, dass sich Wartungs- und Reparaturarbeiten an ihm leicht durchführen lassen.
Und schließlich ... wird irgendwann jeder auf Brennstoffzellen umsteigen?
Bei bestimmten Anwendungen mit der richtigen Infrastruktur sind Brennstoffzellen in manchen Fällen die beste Antriebsoption. Auch diese Option ist bei Hyster Europe erhältlich. Allerdings geht man davon aus, dass bisher weniger als 1.000 Stapler mit Brennstoffzelle europaweit im Einsatz sind. Und diese Zahl wächst nur sehr langsam.
Bei den meisten Anwendungen werden sich weiterhin fossile Kraftstoffe und Batterien durchsetzen – zumindest in den nächsten zehn Jahren.
Hyster Europe bietet Ihnen fachkundige Beratung über die beste Antriebsoption für spezielle Industrieanwendungen. Wenden Sie sich an einen lokalen Hyster® Händler oder besuchen Sie die Website www.hyster.com.
Veronica Grasso ist Product Manager, Counterbalance Products EMEA für Hyster Europe.